Oman – Geheimtipp Musandam
Spektakuläre Fjordlandschaften auf der omanischen Halbinsel versprechen Abenteuer am Berg und zu Wasser
Gastland des Fernweh Festival 2023
Hajar Gebirge
Ganz im Norden der Arabischen Halbinsel, wo die zerklüfteten Felsen des Hajar-Gebirges in die blauen Gewässer des Persischen Golfs stürzen, liegt Musandam. Die omanische Exklave spielt durch ihre strategisch günstige Lage an der Straße von Hormus, einer der verkehrsreichsten Schifffahrtsstraßen weltweit, eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Die Geologie der Region hat reizvolle Fjordlandschaften hervorgebracht. Trubel, Hektik oder gar Touristenmassen sucht man hier vergeblich – stattdessen entspannen Reisende bei Ausflügen in die Bergwelt und auf dem Wasser.
Eine Fahrt im Geländewagen hinauf auf den 2.087 Meter hohen Jebel Harim garantiert Adrenalin pur. Die Halbinsel Musandam ist mit ihren 1.800 Quadratkilometern knapp halb so groß wie Mallorca – um von Meeresspiegelhöhe in die Bergwelt zu gelangen, passieren Besucher steile Pisten durch eine reizvolle Landschaft aus Haarnadelkurven, entlang tiefer Schluchten, bizarrer Felswände und verborgener Täler. Jebel Harim wird im Volksmund auch der „Berg der Frauen“ genannt – denn diese suchten in den Höhlen des Massivs einst Schutz vor Piraten, während ihre Männer auf Fischfang waren oder Handel betrieben. Wer aus eigener Muskelkraft Höhenmeter machen möchte, kann das Bergpanorama per Mountainbike erkunden.
Fjorde und Unterwasserwelt
Auf Meereshöhe zeigt sich die Landschaft aus einer ganz anderen Perspektive. Tief eingeschnittene Buchten, die oft nur per Boot zugänglich sind, wecken Erinnerungen an nordische Fjordlandschaften. Das beliebteste Fortbewegungsmittel zu Wasser ist eine Dhau, ein traditionelles omanisches Holzboot – und ein bequemes dazu. Unterm Sonnensegel auf üppige Kissen gebettet, überqueren Reisende die spiegelglatten Gewässer, vorbei an abgeschiedenen Fischerdörfern und einsamen Stränden, während der Skipper Obst, Datteln und süßen Tee zur Stärkung reicht. Als einer der schönsten Fjorde Musandams gilt der 17 Kilometer lange Khor Shimm. Die Felsen entlang seines Ufers waren einst Meeresboden und geben Einblicke in die Erdgeschichte: Hier, wo die arabische Kontinentalplatte auf die eurasische stößt, zeigen sich Gesteinsverwerfungen und -auffaltungen im Zickzack- und Wellenmuster in den verschiedensten Farbschattierungen. Bei einem erfrischenden Badestopp offenbart sich die faszinierende Unterwasserwelt: Schnorchler entdecken eine bunte Fischvielfalt; mit etwas Glück tauchen sogar Schildkröten und Rochen im glasklaren Wasser auf. Häufig begleiten Delfine die Boote bei ihren Fahrten durch die Fjorde. Besucher können zwischen mehrstündigen Ausflügen, Ganztagestrips und Touren mit Übernachtungen wählen.
Menschen -Kunsthandwerk & Kulinaria
Neben der beeindruckenden Natur warten Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung. Rund 30.000 Menschen leben in Musandam – hauptsächlich von Fischfang, Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Der Tourismus ist noch relativ jung, denn vor 1992 war die Halbinsel militärisches Sperrgebiet und durfte nicht bereist werden. In der Hafenstadt Khasab wird es besonders lebhaft, wenn die Fischer am Nachmittag nach ihrer Rückkehr an Land lautstark den fangfrischen Fisch anpreisen. Zu dieser Zeit trifft man hier viele Händler aus den Emiraten, die die ersteigerten Waren am nächsten Morgen auf den dortigen Märkten anbieten. Auch der Dattelanbau spielt in der Küstenoase eine wichtige Rolle. Auf Musandam gibt es noch Familien, die nach wie vor nicht sesshaft sind und je nach Jahreszeit an der Küste oder in den Bergen leben. Landwirtschaft wird auf winzigen, ummauerten Terrassenfeldern betrieben, kühn auf Bergrücken angelegt. Zudem wird nur auf Musandam die Jirz hergestellt – eine Axt mit aufwendigen Schnitzereien und Gravuren, deren Ursprung in der Bronzezeit liegt; als Pendant zum traditionellen Krummdolch Khanjar, der das Wappen des Oman ziert.
Bilder: Musandam © Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman